Zwei große Kastanien in Edenkoben gefällt – ein altes Stadthaus wird ebenfalls abgerissen
Ein Beitrag von Helmut Schwehm, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat Edenkoben.
Nun ist es soweit. Zwei alte Kastanien in der Nonnenstraße in Edenkoben wurden gefällt. Zwei Kastanien, die das Stadtbild geprägt und mit ihrem ausladenden Blätterdach einen guten Beitrag geleistet haben für Umwelt und Klima. Bäume mit einem Stammumfang von mehr 1,60 m und einer stattlichen Höhe. Rosskastanien können bis zu 300 Jahre alt und dreißig Meter hoch werden. Die zwei Kastanien befanden sich im ersten Drittel ihres möglichen Lebensalters.
Schon 2016 hatte der vorhergehende Eigentümer des Grundstückes, auf dem die Kastanien stehen, die Fällung beantragt. Die untere Naturschutzbehörde hat dem Antrag damals nicht stattgegeben und einen Pflegeschnitt verordnet als Maßnahme der Verkehrssicherung.
Im Frühjahr 2019 gab es eine Bauvoranfrage der Immoconsult Wohnungsbaugesellschaft mit Sitz in Schifferstadt für zwei Mehrfamilienhäuser. Der Bau- und Liegenschaftsausschuss der Stadt Edenkoben hat gegen die Stimmen der Grünen Fraktion diese Bauvoranfrage im März 2019 positiv beschieden. Die Gesellschaft hat den Bau zweier Mehrfamilienwohnhäuser in der Nonnenstraße geplant. Diese Planung beinhaltet den Abriss des Bestandes, eines alten Stadthauses. Nahe bei der vorgesehenen Einfahrt zur Tiefgarage der neu geplanten Mehrfamilienhäuser stehen zwei große Kastanien, sozusagen im Weg. Der aktuelle Eigentümer des Geländes hat zum Zustand dieser Kastanien ein Gutachten erstellen lassen.
Am 11.7.2019 hat die Untere Naturschutzbehörde im Amtsblatt der VG Edenkoben mitteilen lassen, dass aus Gründen der Verkehrssicherheit die beiden Kastanien gefällt werden. Als weitere Begründung gab die Behörde an, dass die Pflegemaßnahmen nicht erfolgreich gewesen seien.
Weitergehende Untersuchungen, wie sie wohl im Baumgutachten vorgeschlagen waren, seien nach Ansicht der Unteren Naturschutzbehörde nicht mehr erforderlich. Das Gutachten sei aber für die Entscheidung der Behörde nicht maßgebend gewesen.
In der Sitzung des Bau- und Liegenschaftsausschusses der Stadt Edenkoben im Oktober 2019 hat der Ausschuss mit 4(Ja):1(Nein):3 (Enthaltungen) gegen die Stimmen der Grünen das Einvernehmen mit der Planung beschlossen. Rein rechtlich ist somit gegen die Fällung der Kastanien nichts einzuwenden.
Es sei denn, man würde die Auffassung vertreten, dass das Einvernehmen im Stadtrat und nicht im Bauausschuss hätte hergestellt werden müssen, weil durch das Bauvorhaben die Grundzüge der städtebaulichen Entwicklung berührt werden.
Da es sich bei den Bäumen nach Ansicht der Grünen Fraktion um einen erhaltenswerten Baumbestand handelt, wollten die Grünen Einsicht in das Baum-Gutachten haben. Trotz mündlicher Zusage des Geschäftsführers von Immoconsult und schriftlicher Anfrage wurde das Gutachten nicht zur Kenntnis gegeben.
Ein von den Grünen angefragter Baumgutachter hat die Bäume in Augenschein genommen und die Notwenigkeit der Fällung nicht nachvollziehen können. Allerdings konnte er kein Gutachten erstellen, da der Eigentümer auf das Angebot von „Pollichia Verein für Naturforschung“ für eine für ihn kostenfreie weitere Begutachtung nicht reagiert hatte.
Die beiden Kastanien standen durchaus unter Stress. Sie wurden nicht gepflegt. Die Umgebung war komplett versiegelt. Trotz dieser widrigen Umstände haben sich die Kastanien am Standort behauptet, die eine davon sichtlich besser als die andere.
Nach der Fällung am 7.11.2019 hat sich gezeigt, dass die Bäume im Stamm keine Schäden aufwiesen. Wurden nun im Kern gesunde Bäume gefällt? Bei sachgemäßer Pflege hätten diese Kastanien nach Meinung der Grünen Fraktion durchaus eine Überlebenschance gehabt.
Hätte man die Bäume erhalten wollen, wäre auf den Bauausschuss eine ganz andere Aufgabe zugekommen. Man hätte für die Ecke Nonnenstraße /Weinstraße anders planen lassen müssen. Das wäre bei entsprechender Kreativität durchaus möglich gewesen. Möglicherweise hätte man dann auch eine Alternative zum Abriss des Bestandes finden können. Dem Stadtbild und der Umwelt hätte das gut getan.
Um in Zukunft mehr Mitspracherecht abzusichern, was Erhalt und Pflege der Bäume in Edenkoben betrifft, hat die Grüne Fraktion im Stadtrat den Antrag gestellt, zu prüfen, ob eine Baumschutzsatzung hilfreich sein könnte. Dieser Antrag wurde mit Terminsetzung auf Ende Januar 2020 an den Umweltausschuss verwiesen. Im Falle einer Baumschutzsatzung hätte die Untere Naturschutzbehörde nicht, wie geschehen, ohne Benehmen mit der Stadt eine Fällungserlaubnis erteilen können. Der Rat hätte sich dann mit dem Über-Leben der Bäume befassen müssen.
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